Sonntag | 28. April
14:00 Uhr | Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz 1 | 30169 Hannover
Serie Future – Future Concert
FontanaMIX ensemble
Das Neue Ensemble
FontanaMIX ensemble
Das Neue Ensemble
Die Kompositionstechnik der Zwölftonreihe, etabliert und verkündet als Revolution des musikalischen Denkens, wird als eine prägende Errungenschaft der Moderne auch in der Zukunft eine Rolle spielen. Sie hat ein Jahrhundert vielfältig geprägt – und mit Sicherheit anders, vielleicht grundlegender, als es ihrem Urheber Arnold Schönberg (13. September 1874–13. Juli 1951) vorgeschwebt hat.
Die Generation der „Serialisten“ nach dem zweiten Weltkrieg hat dazu maßgeblich beigetragen; Luigi Nono (29. Januar 1924 – 8. Mai 1990) war es vorbehalten, einen politisch engagierten musikalischen Ansatz auf der Reihenkonstruktion zu entwickeln. Inzwischen sind eine Anzahl von Werken beider Komponisten im Konzertkalender etabliert. Anlässlich ihres Doppeljubiläums 2024 erscheint die Frage angebracht, wie es weitergeht.
Unser ästhetischer, aber auch unser außermusikalischer Bezugsrahmen haben sich stark verändert; grundlegende Werte der Moderne scheinen in – ganz? – anderer Perspektive. Aber vielleicht erweist sich gerade dafür, für internationalen Dialog, Austausch zwischen Musikkulturen und Öffnung der musikalischen Formen der Ansatz serieller Organisation als wertvoll?
Ausgehend von weniger häufig zu hörenden Werken beider entwerfen die Ensembles im gemeinsamen planerischen und künstlerischen Zusammenwirken ein Programm, das mehr in die Zukunft blickt als zurück.
Kenneth Baird,
Chief Executive European Opera Centre, Liverpool:
»What the audience really wants«
Gordon Kampe,
Präsident der GNM, Hamburg:
»Neue Musik vs. Gesellschaftliche Relevanz«
Johannes Schöllhorn,
Freiburg i. Br.
Marijana Janevska,
Hannover
Francesco La Licata,
Bologna
Stephan Meier,
Hannover / Birmingham
Stefan Fricke, Redakteur Neue Musik/Klangkunst
des Hessischen Rundfunks
Videobotschaft:
Nuria Schönberg,
Venedig, Archiv Luigi Nono/Fondazione ONLUS
-Pause-
Daniel Agi, Flöte
Lavinia Guillari (FME), Flöte
Risa Soejima, Oboe
Udo Grimm, Klarinette/Bassklarinette/Saxophon
Uwe Möckel, Klarinette
Marco Ingnoti (FME), Klarinette/Bassklarinette
Haeun Lee, Fagott
Simone Cinque (FME), Horn
Istvan Baráth (FME), Trompete
Philip Pineda Resch, Posaune
Nunzio Dicorato (FME), Percussion
Dörte Siefert, Percussion
Christof Hahn, Piano/Celesta
Franco Venturini (FME), Piano / Harmonium
Valentino Corvino (FME), Violine
Jae A Shin, Violine
Stella Degli Esposti (FME), Viola
Elena Ziras, Cello
John Eckhardt, Kontrabass
Francesco La Licata, Dirigent
Stephan Meier, Dirigent
Drei Stücke für Kammerensemble
„Jeder Blick lässt sich zu einem Gedicht, jeder Seufzer zu einem Roman ausdehnen.” – Arnold Schönbergs Vorwort zu den Bagatellen op. 9 seines Schülers Anton Webern, die er mit Begriffen der „Geste” und des „Aufatmens” paraphrasiert, beschreibt zugleich die Sprache seiner eigenen Kompositionen am Beginn jener Stilperiode, welche „auf ein tonales Zentrum verzichtet” („Rückblick”): insbesondere der miniaturesken Drei Klavierstücke op. 11 (1909), der Drei Stücke für Kammerensemble (1910) sowie der Sechs kleinen Klavierstücke op. 19 (1911). „Die charakteristischsten Merkmale dieser Stücke in statu nascendi waren ihre äußerste Ausdrucksstärke und ihre außerordentliche Kürze. Zu jener Zeit waren weder ich noch meine Schüler uns der Gründe für diese Merkmale bewusst. Später entdeckte ich, dass unser Formgefühl recht hatte, als es uns zwang, die äußerste Gefühlsstärke durch außergewöhnliche Kürze auszugleichen.” (Schönberg, »Komposition mit zwölf Tönen«)
Die lyrische Kürze der im Februar 1910 komponierten Drei Stücke für Kammerensemble (12 – 7 – 8 Takte, das dritte Stück ist als Fragment überliefert) wird von einer inneren Weite der Klangrede – bei jeweils unterschiedlicher Instrumentierung – getragen. An die Stelle expansiver motivischer Arbeit tritt eine frei assoziierende Schreibweise, die viele Beziehungen schafft, diese jedoch in einer vieldeutigen Schwebe hält. Wenngleich die Entfaltung musikalischen Gedankens in dessen äußerster Reduktion formuliert ist, bleibt der Melos bei Schönberg dennoch gestisch deutbar und fasslich. © Arnold Schönberg Center
Noli.Me.Tangere II ist ein Schwesterstück zum gleichnamigen Werk von 2022 für Das Neue Ensemble. Wiederum geht es sowohl darum, weniger bekannte Klänge den Instrumenten zu entlocken durch die besondere Art sie zu berühren als auch um Zartheit und Verletzlichkeit im Ausdruck.
Canti per 13
In den Canti per 13 für Flöte, Oboe, Klarinette, Saxophon, Sopran, Bassklarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass von 1955 tauchen bestimmte stilistische Module auf, die für Nonos Ansatz der Serialität charakteristisch sind. Die Form ist zweiteilig, und trotz des häufigen accelerando und ritardando kann man sagen, dass - ähnlich wie bei den Due espressioni für Orchester von 1953 - die beiden Teile in Form eines statischen, langsamen ersten Satzes und eines schnellen, bewegten zweiten Satzes aufeinander bezogen sind. Ein weiteres grundlegendes Merkmal ist die Abstimmung von Dynamik, Tempo und Dauer: Bei der Verlangsamung der Intensität im Piano und Pianissimo wird die Dauer der Noten mit Haltebögen verlängert. Ein drittes Element des „persönlichen Stils" von Nonos Serialität ist die besondere Form der Reihe. Sie tritt in ihrer Gesamtheit nur im zweiten Satz auf. Hier wird die Allintervallreihe
A-B-As-H-G-C-Fis-Cis-F-D-E-Es zigfach wiederholt. Dieser Ansatz hebt buchstäblich jeden thematischen, melodischen oder mikromelodischen Aspekt der Reihe auf und erhebt die Dichte und Intensität in Dimensionen, die ihrerseits musikalische Bedeutung stiften. Schließlich gibt es einen grundlegenden Aspekt in diesem Werk, der beim ersten Lesen vielleicht am offensichtlichsten ist und die Makroform betrifft: Beide Sätze sind in zwei symmetrische Teile gegliedert, von denen der zweite die Umkehrung des Ersten ist.
Um nicht zu einer rein spekulativen, auf die Abstraktheit der Partitur beschränkten Instanz zu werden, muss diese Form so organisiert werden, dass die Rückwärtsbewegung keine bloße Umkehrung der Grundaussage ist, sondern der musikalischen Substanz etwas hinzufügt. Zu diesem Zweck wendet Nono im ersten Satz einen Kunstgriff an, der den Automatismus einer bloß spiegelbildlichen Struktur zu vermeiden vermag: Er behält die rhythmische und melodische Struktur des ersten Teils weitgehend bei, verändert aber dessen Instrumentation radikal. Dies geschieht nicht nach einer mechanischen Permutationslogik, die etwa Blechbläser gegen Streicher austauscht, sondern durch eine ungleichmäßige Umverteilung der Linien, die sich auf den verschiedenen Instrumenten abwechseln. Die charakteristischen Figuren bleiben in ihrer Substanz erhalten, werden aber in ihrer Form der Erscheinung gestört. Nur die Agogik bleibt stabil, fixiert durch Hinweise auf Tempo, Verlangsamung und Beschleunigung und die Modulation der Dichte; alles andere taucht wie in einem Traum auf, in dem sich vage Eindrücke der Vergangenheit in einer nicht immer exakten Reihenfolge vermischen. © Fondazione Archivio Luigi Nono
Stirrings Still (2006) für fünf Spieler ist das erste Werk in einer Reihe von vier leisen, fragilen, räumlich verteilten Klangcollagen. Die Kompositionen gehen auf die eigenartigen akustischen und architektonischen Eigenschaften einer Aufführungssituation ein. Jede(r) Musiker hat eine getrennt komponierte Solostimme. Diese leisen Klangflächen verschmelzen miteinander zu einer musikalischen und räumlichen Polyphonie: sie bilden eine Klangeinheit, eine Art akustische Landschaft. Es entstehen erstarrte, leise Klangbilder – zerbrechlich, wie Echos oder Resonanzen. Klangflächen, die sich ineinander verschachteln, aneinander und übereinander vorbeigehen und sich begegnen -eine zerbrechliche und bewegliche Klangskulptur, eine Art Mobile, das sich in ständigem Wechsel zeigt und wieder verbirgt - eine Art erstarrten Seinszustand in den Raum projiziert.
The strokes now faint now clear as if carried by the wind but not a breath and the cries now faint now clear.
Samuel Beckett: Stirrings Still. 1986-89, John Calder Publisher, London.
Light infinitely faint it is true since now no more than a mere murmur...
In dark and silence to close as if to light the eyes and hear a sound.
Some object moving from its place to its last
place. Some soft thing softly stirring soon to stir no more. To darkness
visible to close the eyes and hear if only that. Some soft thing stirring soon to stir no more...
By the voice a faint light is shed. Dark lightens while it sounds. Deepens when it ebbs. Lightens with flow back
to faint full. Is whole again when it ceases.
Samuel Beckett: Company, 1980
Ein Licht, das unendlich schwach ist, gewiss, da nun kaum noch ein Geflüster... Irgendetwas Weiches, das sich weich bewegt, um sich bald nicht mehr bewegen zu müssen. Vor dem sichtbaren Dunkel die Augen schließen und hören. Sei es nur dies.
Samuel Beckett, Company
(Gesellschaft, deutsche Übertragung von Elmar Tophoven)
Begleitmusik zu einer Lichtspielszene op. 34
Aus Anlass eines Firmenjubiläums erteilte der Magdeburger Verlag Heinrichshofen Aufträge an Komponisten, Stücke zum Einsatz in Lichtspielhäusern zu schreiben. Da Filme lange Zeit ohne Tonspur gedreht wurden, existieren häufig keine eigens komponierten Filmmusiken, zumal kleinere Kinos zumeist bloß mit Klavieren ausgestattet waren, um Vorführungen live zu begleiten. Stattdessen wurden sogenannte „Cue Sheets” ausgegeben, Sammlungen von Musikvorschlägen zu unterschiedlichen Stimmungen und Emotionen, die frei mit jeglicher Art von Film kombiniert werden konnten. Diese passgenaue kompositorische Gestaltung emotionaler Zustände schien Schönberg inspiriert zu haben: Ein handbeschriebener Notizzettel skizziert unter den Oberbegriffen „Gefahr – Angst” atmosphärische Situationen. Die nummerierte Liste beginnt mit „Ruhe – Ruhig (Stille vor dem Sturm)”, gelangt über „Die Gefahr kommt nahe” zu „die Gefahr führt zu Katastrophe” und schließt versöhnlich mit „Aufatmen der Betroffenen”. Eine Notiz am rechten unteren Bildrand „Lessingtheater | Cyankali” spielt auf das kontrovers diskutierte Stück Cyankali von Friedrich Wolf an, das den sogenannten Abtreibungsparagrafen § 218 thematisiert. Die Uraufführung fand am 6. September 1929 im Lessingtheater statt, Schönberg könnte eine Folgeaufführung gesehen haben. Ein weiteres Blatt aus dem Nachlass von Gertrud Schönberg belegt, dass die Punkte 1 – 9 die Handlung einer imaginären Verfilmung des Theaterstücks nachzeichnen, dessen Ende zugunsten eines versöhnlichen Schlusses verändert wurde. Im für den Verlag Heinrichshofen komponierten Orchesterstück hallen die angeführten dramatischen Momente als Untertitel „Drohende Gefahr – Angst – Katastrophe” nach. Ein Zusammenhang zum Theaterstück Cyankali wurde von Schönberg nie hergestellt. Im Zuge der Uraufführung besprach Schönberg mit Otto Klemperer die Möglichkeit, einen „abstrakten Film” zur Musik zu produzieren. Der Dirigent brachte den am Weimarer Bauhaus wirkenden Künstler László Moholy-Nagy ins Gespräch, was der Komponist im Falle einer engen Zusammenarbeit in Erwägung zog. Schönberg war zwar nicht bereit, die Integrität seines Werkes aufs Spiel zu setzen; auf die spezifischen Anforderungen einer Musik für das Kino wusste er sich hingegen durchaus einzustellen. Die Begleitungsmusik knüpft an programmatische Tondichtungen wie Verklärte Nacht op. 4 oder Pelleas und Melisande op. 5 an und verknüpft die Praxis leitmotivischer Anker mit den zusammenhang- stiftenden Möglichkeiten der Zwölftonmethode. Wiederkehrende melodische Gestalten untermalen durch stetige Klangveränderung die dramatische Entwicklung des Werkes. Unterschiedliche Themen weisen aufgrund ihrer Herleitung aus der gleichen Zwölftonreihe hörbare Gemeinsamkeiten auf. Die Begleitungsmusik gehört aufgrund der zahlreichen musikalischen Bezüge innerhalb eines relativ kurzen Stücks zu den zugänglichsten Werken Schönbergs. Sie steht beispielhaft für die ausgesprochene Vielseitigkeit der Zwölftonmethode, die je nach ästhetischer Absicht in sehr verschiedenen kompositorischen Kontexten fruchtbar gemacht werden kann. © Arnold Schönberg Center
tinto
Keine Zukunft ohne Vergangenheit und umgekehrt - “io sono una forza del passato“ sagt Pier Paolo Pasolini, einer der innovativsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Luigi Nono empfiehlt jungen Komponisten, sich mit Thomas Tallis und Josquin Desprez zu beschäftigen, und der umbrische Maler Alberto Burri ist - nah und fern zugleich - mit dem ebenfalls umbrischen Maler Piero della Francesca verbunden.
Das italienische Wort „tinto“ bedeutet auf deutsch sowohl „gefärbt“ als auch „oscuro“, also „dunkel“. Die Vergangenheit und die Zukunft, die wir nicht kennen, müssen immer neu erfunden werden und beide sind „tinto“ - farbig und dunkel.
Vier Madrigale des Florentiner Komponisten Francesco Landini (1325-1397) bilden die Basis meines neuen Stücks. Es ist der Versuch, durch Beleuchtung und Verdunkelung über die Kleinigkeit von gut sechshundert Jahren hinweg gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft zu blicken - also im besten Fall quer aus den Zeiten heraus.
Francesco Landini gibt uns dafür im Text seines vierten Madrigals genaue Ratschläge, wie man komponieren solle, und ich versuche seinem Rat zu folgen.
(Johannes Schöllhorn)
studierte Violine und Komposition inSkopje und Hannover und folgte Kursen bei Vinko Globokar, Philippe Manoury, Marko Nikodijevic, Uros Rojko, Johannes Schöllhorn und Oliver Schneller. Sie erhielt Auszeichnungen ihrer Werke in der Republik Mazedonien, Zürich, Hannover sowie von der Ernst von Siemens Musikstiftung und dem Deutschen Musikrat. IhreWerke wurden aufgeführt in Skopje, Sarajevo, Zagreb, Zürich, Karlsruhe, Cagli, Hannover und Teheran. Zuletzt schrieb sie für Das Neue Ensemble My End is my Beginning zum Fahrradkonzert.
wurde am 29. Januar 1924 in Venedig geboren. Ab 1941 erhielt er Kompositionsunterricht bei Gian Francesco Malipiero. Im Mittelpunkt des Unterrichts standen Werke des 16. und 17. Jahrhunderts sowie die im faschistischen Italien verbotene Musik der Zweiten Wiener Schule. 1942 nahm Nono auf Wunsch der Familie in Padua ein Jurastudium auf, das er 1946 mit seiner Promotion beendete. Im selben Jahr lernte er Bruno Maderna kennen, der ihm kostenlosen Kompositionsunterricht erteilte. Die Bekanntschaft mit dem Dirigent Hermann Scherchen ermöglichte die Auseinandersetzung mit der deutschen Musiktradition und den Werken Weberns und Schönbergs.
1950 reiste Nono erstmals zu den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, wo seine Variazioni canoniche sulla serie dell’op. 41 di Schoenberg zur Uraufführung kamen. Nonos vielleicht bekanntestes Werk, Il canto sospeso für Sopran-, Alt- und Tenorsolo, gemischten Chor und Orchester, wurde 1956 in Köln uraufgeführt. Es handelt sich um eine Vertonung von Abschiedsbriefen zum Tode verurteilter Widerstandskämpfer. In den folgenden Jahren war er als Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen tätig, ab 1960 unterrichtete er in Polen, in der UdSSR, der CSSR und der DDR. Elektronische Klänge spielen in der 1960/61 entstandenen Oper Intolleranza 1960 eine wichtige Rolle. Trotz der avancierten Tonsprache legt Nono Wert darauf, dass seine Werke in allen sozialen Schichten rezipiert wurden: Im Jahr 1962 wurden erstmals Diskussionskonzerte mit Aufführungen von Werken Nonos in italienischen Fabriken organisiert, die bis zu 5000 Zuhörer anzogen.
Seine nächsten Kompositionen thematisieren den Holocaust, doch empfand er die Verbindung von politischem Agitprop und avantgardistischer Tonsprache bald als künstlerische Sackgasse. In den folgenden Werken machte Nono sich an die Erforschung subtiler Klangnuancen, inspiriert von der Klaviertechnik des befreundeten Pianisten Maurizio Pollini. Die Auslotung des Einzelklanges rückte nun derart in den Mittelpunkt seines Schaffens, dass die Kompositionen sich oftmals an der Grenze zum Verstummen bewegen.
Durch das Spätwerk zieht sich das Motiv des Wanderns: Im Vordergrund steht die Erkundung des Klangs und der Prozess seiner Entstehung. Eng verknüpft mit dem Aspekt des Wanderns ist die Suche nach immer neuen Klängen und Wahrnehmungsperspektiven. In Abgrenzung zum strengen Serialismus Karlheinz Stockhausens fand er auch in seinem Spätwerk die Verbindung von höchster Subjektivität und strengster Architektonik. Luigi Nono starb am 8. Mai 1990.
wurde am 13. September 1874 in Wien geboren. Er gilt als eine der einflussreichsten Komponistenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als Begründer der sogenannten „Zweiter Wiener Schule“, deren musiktheoretische Auseinandersetzung in dem Bruch mit der etablierten Dur-Moll-Tonalität mündete und die von ihm entwickelte Zwölftontechnik in den Fokus ihres Schaffens stellte, ist Schönberg eine Zentralfigur der heute als Neue Musik bezeichneten Kompositionsströmung.
Als Sohn eines Schumachers jüdischer Abstammung begann Arnold Schönberg im Alter von neun Jahren mit dem Violinspiel und unternahm erste autodidaktische Kompositionsversuche. Dennoch entschied er sich zunächst nicht für eine Komponistenkarriere, sondern schlug eine Laufbahn als Bankangestellter ein. Parallel nahm er jedoch Kompositionsunterricht bei dem österreichischen Komponisten und Dirigenten Alexander von Zemlinsky, dessen Einfluss Schönberg zeitlebens prägte. Nachdem er sich vermehrt im Wiener Musikleben etabliert hatte, bereits aktiv komponierte und als Dirigent in Erscheinung trat, entschied er sich um die Jahrhundertwende endgültig für eine Karriere als Komponist. 1904 war er Mitbegründer der „Vereinigung schaffender Tonkünstler“, zudem wurden Anton Webern und Alban Berg, später selbst renommierte Vertreter der Neuen Musik, Schüler Schönbergs. 1910 wurde die von ihm angestrebte Professur an der Wiener Akademie abgelehnt, woraufhin er bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs als Dozent am Stern’schen Konservatorium in Berlin arbeitete. In der Zeit zwischen 1918 und 1933 entwickelte Schönberg schließlich seine heute als Zwölftontechnik bekannte Kompositionsmethode und war als Professor an der Preußischen Akademie der Künste tätig. Nachdem er im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten in die USA emigrierte, unterrichtete er zunächst an der University of Southern California und schließlich an der University of California in Los Angeles. Arnold Schönberg starb 1951 im Alter von 76 Jahren in Los Angeles.
ist eine der führenden internationalen Komponistinnen ihrer Generation. Im Fokus von Rebecca Saunders‘ Werk liegen die plastischen und räumlichen Eigenschaften von organisierten Klängen sowie kollaboratives Arbeiten im Dialog mit verschiedenen Musikern und Künstlern. Die Musik der Britin wird von renommierten Ensembles, Solisten und Orchestern gespielt, darunter Ensemble Musikfabrik, Klangforum Wien, Ensemble Modern, Arditti Quartett, Ensemble Resonanz und die Sinfonieorchester von SWR, WDR und BBC. Für ihre Kompositionen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter den Ernst von Siemens Musikpreis 2019, den Happy New Ears-Preis 2015, den Paul-Hindemith-Preis, den Mauricio-Kagel-Musikpreis, sowie mehrere Royal Philharmonic Society und BASCA British Composer Awards. Sie unterrichtet bei den Darmstädter Ferienkursen. Sie ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden.
Johannes Schöllhorn, geboren 1962 in Murnau, studierte in Freiburg bei Klaus Huber, Emanuel Nunes und Mathias Spahlinger Komposition, Musiktheorie bei Peter Förtig und besuchte Dirigierkurse bei Peter Eötvös. Johannes Schöllhorns Musik umfasst viele Genres von Kammer- und Vokalmusik über Werke für Orchester bis hin zum Musiktheater. Er beschäftigt sich ebenfalls auf vielfältige Weise mit Transkompositionen von der Musik der Renaissance bis heute. Er arbeitet mit zahlreichen internationalen Solisten, Ensembles und Orchestern, unter anderen dem Ensemble Modern, Ensemble Musikfabrik, Ensemble Intercontemporain, Ensemble l’instantdonné, Remix Ensemble, Klangforum Wien, ensemble recherche, den Vocalsolisten, ensemble ascolta und dem Neuen Ensemble zusammen und seine Musik wurde von den Symphonieorchestern des WDR und SWR Stuttgart, dem DSO Berlin, dem Seoul Philharmonic Orchestra, dem Philharmonia Orchestra London und dem BBC Scottish Symphony Orchestra und anderen aufgeführt.
Er erhielt einige internationale Kompositionspreise und Auszeichnungen, im Jahre 1997 war er Gewinner des Comitée de Lecture des Ensemble Intercontemporain und erhielt 2009 den Praetorius Musikpreis des Landes Niedersachsen. Seine Kammeroper „les petites filles modèles“ wurde oftmals in Paris und an verschiedenen Orten Frankreichs gespielt und hatte 1997 an der Opera de la Bastille Premiere. 2008 war er im Rahmen des „into“-Projekts zu einem Studienaufenthalt in Hong Kong.
Johannes Schöllhorn war bis 2004 Leiter des Ensembles für Neue Musik an der Musikhochschule Freiburg und unterrichtete von 1995–2000 an der Hochschule für Musik und Theater Zürich-Winterthur. Von 2001 bis 2009 war er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und Leiter des von ihm mitbegründeten Instituts für neue Musik „incontri“. Von 2009 bis 2017 war er Professor für Komposition und Leiter des Instituts für Neue Musik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Seit Oktober 2017 ist er als Professor für Komposition und als Leiter des Instituts für neue Musik an der Musikhochschule Freiburg tätig. Johannes Schöllhorn unterrichtete mehrmals am Kompositionsseminar der Fondation Royaumont (F) sowie dem Bartók-Festival (HU) und gab unter anderem Kompositionskurse auf Schloss Solitude (D), beim Ictus- Seminar (B), am Conservatoire de Paris (F), am TrinityLaban College in London (GB), am Central Conservatoryin Beijing und am Conservatory of Music in Shanghai (China), in Hongkong, beim Takefu-Festival (Japan), an der Tokyo Ondai University (Japan), beim Seoul Philharmonic Orhestra (Korea), am Centro San Fedele Milano (Italien), in Lugano (Schweiz), Kiew (Ukraine), Jakarta (Indonesien), Manila (Philippinen), Santiago (Chile), Teheran (Iran) und Moskau (Russland).
Gordon Kampe wurde 1976 in Herne geboren. Nach einer Ausbildung zum Elektriker Kompositionsstudium bei Hans-Joachim Hespos, Adriana Hölszky und Nicolaus A. Huber. Außerdem Studium der Musik- und Geschichtswissenschaften in Bochum. Mehrfache Auszeichnungen, darunter der Stuttgarter Kompositionspreis (2007 und 2011), ein Komponistenpreis der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung (2016), der Rom-Preis (Villa Massimo) sowie der Schneider-Schott-Preis (2016). Er erhielt u.a. Stipendien der Berliner Akademie der Künste und Arbeitsstipendien für die Cité des Arts Paris, die Künstlerhöfe Schreyahn, Schöppingen, die Villa Concordia sowie für das SWRExperimentalstudio. 2008 Promotion mit einer Arbeit über Märchenopern im 20. Jhdt. 2012-2017 war Kampe gewähltes Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften/Leopoldina und ist seit 2017 Professor für Komposition/Musiktheorie, ab 2020 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Kampe ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg und Präsident der Gesellschaft für Neue Musik.
Stefan Fricke, geboren 1966 in Unna (Westf.), studierte nach dem Zivildienst Musikwissenschaft und Germanistik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.1989 Mitbegründer des auf Literatur zur zeitgenössischen Musik spezialisierten Pfau-Verlages (www.pfauSerie Future – Future Concerts 6 verlag.de). Zahlreiche Publikationen zur Musik der Gegenwart. Er ist Redaktionsleiter Neue Musik | Jazz | Klangkunst beim Hessischen Rundfunk (hr2-kultur) in Frankfurt am Main und lehrt als Honorarprofessor an der Hochschule fur Musik Mainz der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Mitherausgeber der Zeitschrift „MusikTexte“ (Köln).
Komponist und Dirigent Francesco La Licata studierte bei Aldo Clementi; er war musikalischer Assistent von Iannis Xenakis für Oresteia. Seine Werke wurden aufgeführt u a. am Teatro La Fenice Venedig, London und Rom durch Ensembles wie Recherche und European Union Chamber Orchestra. Er unterrichtet Komposition und Partiturkunde am Konservatorium in Bologna, wo er auch das Fontana MIX Ensemble leitet.
Kenneth Baird is an experienced arts manager, who has worked previously for English National Opera, the Aldeburgh Foundation and the Arts Council of Great Britain. At Aldeburgh, he ran the annual Aldeburgh Festival and the programme for Snape Maltings Concert Hall, and had responsibility for the Britten- Pears School for Advanced Musical Studies. At the Arts Council, his responsibilities as Music Director included the funding and development of opera and music theatre. In 1994, he was asked by Sir John Manduell to help establish the European Opera Centre and is the Centre’s first Chief Executive. Kenneth Baird has served on more than a dozen boards in the cultural section. He is currently Chair of Birmingham Contemporary Music Group and Vice-Chair of MILAP, the leading UK organisation specialising in Indian classical music.
Andrea Sarto (Italien, 1979) studierte Komposition und elektronische Musik am Konservatorium G.B. Martini in Bologna und an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Ivan Fedele, und belegte course 1 und 2 am IRCAM bei Yan Maresz und Mauro Lanza. Seine Werke wurden u. a. auf den Festivals Angelica (Bologna, 2014), Huddersfield (2012), Festival Manifeste (2012), EXITIME (Bologna, 2007–2010), TempoReale Festival (2009, 2012) in Florenz, Festival di Musica Contemporanea „La Biennale“ in Venedig (2008, 2009 und 2016) und Milano Musica (2017) aufgeführt. Er war Finalist des Gaudeamus- Komponistenwettbewerbs 2007 und 2009, im vierten Nationalen Wettbewerb für junge Komponisten Barzio (Italien, 2001), und beim Iceberg - Wettbewerb (Bologna, 2007). 2011 gewann er das Stipendium Movin‘Up, gefördert von G.a.I Association; 2014 erhielt er für die Arbeit das Commande d‘État Lettura. 2022 brillierte sein Werk „Noli me tangere“ bei der Europäischen Kompositionswerkstatt „Do we need a new compass“ in Hannover und Bologna.
Das 2002 gegründete Ensemble ist auf zahlreichen Festivals und Konzertsälen aktiv, national auf der Biennale Musica di Venezia, Institut für japanische Kultur in Rom, Teatro Comunale di Bologna, Museo di Arte Moderna di Bologna und Festival Angelica, Festival Milano Musica, Nuova Consonanza in Rom, international in der Cité de la Musique de Strasbourg, und Festival Demetria di Saloniki sowie Festival Tone Generation Malmö. Zusammenarbeit mit Komponisten wie Kaija Saariaho, Fausto Romitelli, Jonathan Harvey, Tristan Murail, Sylvano Bussotti und Toshio Hosokawa. Seit seiner Gründung von Francesco La Licata geleitet, trat das Ensemble mit einer Reihe von Gastkünstlern auf: Dirigent Yoichi Sugiyama, Mezzosopranistin Monica Bacelli, Bassbariton Nicholas Isherwood, Cellistin Frances-Marie Uitti und Francesco Dillon. Ein jährliches Porträt widmet es führenden Persönlichkeiten der Komponierszene wie Sofia Gubaidulina, Gérard Grisey, Kaija Saariaho, Wolfgang Rihm, Jonathan Harvey, Georg Crumb, Tristan Murail und Ivan Fedele.
Das Neue Ensemble wurde 1993 von seinen Mitgliedern um den künstlerischen Leiter Stephan Meier gegründet. Seitdem haben sich die Hannoveraner einen Platz unter den international erfolgreichen Ensembles für zeitgenössische Musik erobert. Für innovative Programmkonzeption erhielten sie 2005 den Inventio-Preis des Deutschen Musikrats. So verbanden die »Gelben Klänge« im Sprengel Museum Hannover Musik und Bildende Künste, zur »Moonlight Serenade« erklangen Sternenkompositionen unter freiem Himmel, und ihr »DaDaBus« fuhr auf den Spuren von Kurt Schwitters. Auch mit Programmen für Kinder begeisterten sie neue Hörer. Ihre Konzertreihe Mobile Musik hat sich ein breites Stammpublikum gewonnen. Das Neue Ensemble hat u. a. mit Komponisten wie Harrison Birtwistle, Wolfgang Rihm, Helmut Lachenmann, Carola Bauckholt, Richard Rijnvos, Johannes Schöllhorn und Mark André zusammengearbeitet. Als Solisten und Dirigenten waren Pierre-Laurent Aimard, Peter Rundel, Johannes Kalitzke, Stefan Asbury, Sarah Maria Sun u. a. zu Gast.
Das Neue Ensemble war zu Gast beim NDR Hamburg, musica viva des BR München, Philharmonie und WDR Köln, beim Goethe- Institut in Riga, Nischni-Novgorod und München, in Amsterdam, Paris und Krakau. Es war Teilnehmer der Weltmusiktage, des Kulturprogramms des Deutschen Pavillons auf der Expo 2000; im Auftrag des WDR, des NDR, des br und des ORB hat es Produktionen für Rundfunk und CD eingespielt. Die New York Times, BBC Radio 3, The Sunday Times und Metropolitan Opera News u. a. empfahlen 2015 seine CD »Harrison Birtwistle: Songs 1970 – 2006«. Zum doppelten Jubiläum des letzten deutschen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz hat Das Neue Ensemble gemeinsam mit Ensemble ConTempo Peking, der NDR Radiophilharmonie, dem Hessischen Rundfunk und der Leibniz-Gesellschaft 2016 den Internationalen Kompositionswettbewerb „Leibniz’ Harmonien“ veranstaltet; Schirmherren waren der Bundesminister des Auswärtigen Dr. Frank-Walter Steinmeier und der chinesische Botschafter in Berlin, Shi Mingde. Stockhausens Sternklang hat im August 2020 das Corona – Jahr erhellt.
Seit einigen Jahren vergibt das Ensemble regelmäßig Auftragswerke, zuletzt an Sir Harrison Birtwistle, dessen „Songs from the Holy Forest“ 2017 und 2018 im Beisein des Komponisten in der Kölner Philharmonie und im NDR Hannover uraufgeführt wurden. Eine Porträt - CD mit Auftragswerken von Nicolas Tzortzis erschien November 2019 mit Unterstützung der Musiques françaises d’aujourdhui.
Das Neue Ensemble wird unterstützt von seinem Förderverein Musik für heute e.V., der auch seine Proben- und Büroräume in der Alten Grammophonfabrik angemietet hat und mit Einführungsformaten und Hauskonzerten neue Hörerstämme findet. Der Ehrenpräsident des Vereins ist Helmut Lachenmann.